Bist du erst einmal in Portugal, dann bist du mit einem Fuß schon am anderen Ende der Welt.
Brazil, Cabo Verde, Sao Tome, Mocambique, Macau und noch viel mehr klingende Namen finden sich rund um den Erdball, die kühne Seefahrer vom Ende Europas aus entdeckt haben.
Portugal ist ein Land mit viel Flair und Sonne, die Menschen sind entspannt, ganz zu schweigen von der Küche und dem Wein. Das haben wir schon auf mehreren Reisen dorthin festgestellt.
Auch die Architektur soll ganz toll sein, also nichts wie auf dorthin. Im Mai 2016 landete eine interessierte Schar von Architekten in Lissabon. Gutes Schuhwerk und Kondition sind obligatorisch für eine Fachexkursion. Apps und Schrittzähler der Kollegen werden die nächsten Tage überwachen. Danach wissen wir, warum wir jeden Abend fix und foxi sind.
Mit Enthusiasmus geht es in die Altstadt. Der Elevator Fanqueiros hebt uns auf einen Hügel, dann geht es auf und ab durch die Alfama. Auf der oben thronenden Burg gibt es ein tolles archäologisches Grabungsfeld, das mit schlicht modernen Bauteilen appliziert ist, welche die Bedeutung der Steinmauern der Vorvorfahren herausheben.
Vom Castelo geht es durch die Altstadt hinunter an das Ufer des Flusses Tejo, der hier noch eine meergroße Lagune bildet, bevor er sich in den Atlantik ergießt. Die vielbesuchte Uferpromenade wurde von Nunes/da Silva unter Einbeziehung der historischen Substanz gestaltet, die ursprüngliche Bedeutung als Hafen, Docks und Arsenal ist abstrakt herausgehoben. Von hier sind die waghalsigen Seefahrer in See gestochen, woran das noch etwas weiter westlich gelegene imposante Seefahrer-Denkmal beim Turm von Belem erinnert.
Am nächsten Tag geht es mit dem Bus nach Westen der Küste entlang nach Cascais, wo zwei Architektur-Schmuckstücke zu finden sind. Für die Malerin Paula Rego *1935 wurde von Architekt de Moura mit einem rotbraunem Betonmonolith ein würdiges Museum für ihre expressionistisch-surrealen Werke geschaffen. Die Bilder sprechen viele Sinne an, man wird in eine sehr archaische Zeit zurückversetzt, die noch nicht so lange zurückliegen dürfte. Gewalt und Missbrauch innerhalb der Familie wird subtil angedeutet und aufgearbeitet, Beweise wird es wohl keine geben.
Nicht weit davon liegt das strahlend weiße Leuchtturm-Museum, alles ist gleißend weiß, nur der Leuchtturm und ein paar rote Eisenteile stechen hervor.
Auch im Gelände der Expo 1998 findet sich sehr viel weiße, imposante Architektur. Besonders auffallend ist eine hundert Meter weit gespannte, dünne Betondecke, zwischen zwei Gebäuden elegant durchhängend wie ein Baldachin.
Schwer beeindruckt sind wir vom Thalia-Teatro, ein kürzlich modernisierter Backsteinbau aus 1840. Rotbrauner Beton und messinggoldene Metallteile wurden eingesetzt, was eine elegante, erdige Gesamtheit ergibt.
Endlich ist Abend, wir haben schon ein Restaurant auf einem Altstadthügel im Auge. „Gehen wir zu Fuß, oder fahren wir mit dem Taxi?“ „Ja schon!“
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